Umfrage

Wie ihr vielleicht schon wisst, haben wir im Rahmen unseres Projekts auf dieser Website eine Umfrage ins Leben gerufen. Dort haben wir Menschen befragt, die Examen mit Repetitorium gemacht haben und dabei sowohl nach ihrer Motivation als auch ihren Erfahrungen gefragt. Die gesamten Ergebnisse der Umfrage werden wir bald veröffentlichen.

Wir wollen nun unsere ersten Eindrücke der Umfrage mit euch teilen.

Zunächst etwas Statistik:

Die 75 Leute, die an unserer Umfrage teilgenommen haben, haben im Durchschnitt 10,7 Semester studiert und waren 24,5 Jahre alt. Der überwiegende Teil (66 Menschen oder 88%) haben sich als weiblich identifiziert, 9% waren männlich und zwei Menschen haben „andere Option“ angeklickt, wobei ihre Antworten „blablabla“ und „Reptiloid“ waren. Die meisten haben vor ihrem Jurastudium keine andere Ausbildung wahrgenommen, allerdings haben 13% ein oder mehrere Semester etwas anderes studiert und zwei Menschen haben eine Ausbildung vor dem Jurastudium abgeschlossen. Die Studienorte waren unterschiedlich, die größte Gruppe der Antwortenden kam allerdings aus Hamburg. Alle angegeben Studienorte hatten Angebote für kostenlose Examensvorbereitung. Im Durchschnitt haben die Befragten gute 2.100€ für das Rep ausgegeben, wobei die Range von etwas unter 1.000€ bis über 4.000€ reichte.

5 Menschen haben angegeben, dass sie für Kinder oder andere Menschen Pflegeverantwortung übernehmen, dies aber jeweils keine Auswirkung auf ihre Entscheidung für das Rep hatte.

Neben diesen statistischen Fragen gab es 13 Fragen, die die Examensvorbereitung betrafen und eine „was willst du uns sonst noch sagen“-Frage.  Zu jeder Frage haben wir unsere wichtigsten Eindrücke zusammengefasst.

Frage 1: Warum hast du ein kommerzielles Rep besucht?

Die Leute konnten hier mehrere Dinge angeben, der häufigste Grund (mit 60 Stimmen, also 80%) waren die Materialien, die man im Rep erhält. Aber auch Systematisierung (77%), Disziplin (63%) und Sicherheit (61%) spielten eine wichtige Rolle. Weniger als die Hälfte der Menschen fanden das Unirep zu schlecht (45%) oder haben auf den Rat von Älteren gehört (41%). Eine Stimme sagte, dass sie das Gefühl haben wollte, für das Examen alles getan zu haben, was möglich ist. Andere fanden die Dozierenden des Unireps zu verkopft oder lobten das Wissen der Repetitoren über die Klausurinhalte.

Frage 2: Was gefällt dir am kommerziellen Rep? (Freie Antwort)

Die häufigste Antwort der Studierenden war hier die Struktur, die einem das Rep geben kann. Ebenfalls betont wurde die Verlässlichkeit der Kurse sowie die Unterlagen. Als persönliche Note wurde die Einbindung in eine Klassenstruktur aufgezeigt, die dafür sorgt, dass der*die Einzelne nicht so untergeht.

Frage 3: Was gefällt dir nicht am kommerziellen Rep? (Freie Antwort)

Erstaunlich häufig wurde hier auf sexistische oder rassistische Aussage der Repetierenden hingewiesen (allerdings ohne sie näher zu beschreiben). Negativ bewertet wurden außerdem die Verbreitung von Angst sowie vor allem die hohen Kosten.

Frage 4: Ich hätte kein kommerzielles Rep gemacht, wenn … (freie Antwort)

Bei dieser Frage wurde vielfach der Wunsch nach einer Verbesserung des Unireps geäußert. Zum Teil wurde dieser konkretisiert, indem auf die mangelnde Motivation von Dozierenden an der Uni aufmerksam gemacht wurde. Weiterhin fehlte einigen das soziale Umfeld und der Mut, „allein“ in die Examensvorbereitung zu gehen.

Bei Frage 5 haben wir die Menschen gefragt, ob sie sich einem Lerntyp zuordnen können. Uns hat dabei überrascht, dass überhaupt nur 3% sich dem auditiven Lerntyp allein zugeordnet haben und von den 45% gemischten Lerntypen weniger als die Hälfte (also insgesamt ca. 21%) das „Hören“ zu einem ihrer Lerntypbestandteile ernannt hat, da Reps – sowohl kommerziell als auch kostenlose an den Unis – sehr stark auf dem Element des Zuhörens beruhen.

Frage 6: Wie hast du über das Repetitorium hinaus gelernt?

Hier waren wieder mehrere Antworten möglich. Neben Karteikarten (77%), Fälllösungen (64%) und Lerngruppen (57%) haben 45% der Befragten Angebote des Unireps in Anspruch genommen.

Frage 7 hat nach dem Einfluss der Examensvorbereitung auf das Leben gefragt, wobei es eine Skala von 1 (stark negativen Einfluss) über 3 (sowohl positiv als auch negativ) bis 5 (stark positiver Einfluss) gab. Die größte Gruppe hat sich in der Mitte (41%) bei 3 angesiedelt, allerdings haben weitere 45% weitgehend negativen Einfluss (also 1 oder 2) angegeben.

Frage 8: Welche Gefühle verbindest du mit der Examensvorbereitung? (Mehrfachantworten)

Die Gefühle waren eingeteilt in 6 positive Emotionen (Das Gefühl, etwas erreicht zu haben; Lernerfolg, persönliche Entwicklung, Empowerment, Freude, Inspiration) und 8 negative Emotionen (Überforderung, Unsicherheit, Angst, soziale Isolation, physische Schmerzen, Traurigkeit, Wut), wobei in der Frage die positiven Emotionen zuerst genannt wurden. Viele Menschen haben sowohl positive als auch negative Emotionen beschrieben, allerdings war das Antwortverhältnis 2/3 zu 1/3 negativ. Die größte Emotion stellte dabei mit 79% der Befragten die Überforderung dar. Zusätzlich genannt wurden ebenfalls nur negative Emotionen (z.B. dauerhafte Müdigkeit oder Enttäuschung darüber, dass die Examensnote nicht unbedingt Kompetenz widerspiegelt).

Ebenfalls eine Skalafrage (von 1 – völlig unklar – bis 5 – transparent und nachvollziehbar) war Frage 9 nach dem Erwartungshorizont im Examen. 33 Personen sammelten sich bei 3; 2 und 1 nahmen 25 in Anspruch, 4 – 16 Leute und komplett überzeugt war eine Person. Bei der fast gleichen Frage 10 nach der Notengebung (1: ungerecht und unklar, 5: gerecht und nachvollziehbar) sank die Zustimmung zum System: Nur 8 Menschen fanden sich noch über der 3 wieder, im Mittel fand fand sich wieder die Mehrheit mit 37 Personen. 21 Menschen fanden es sogar noch schlechter (2) und 9 Personen waren von der Notengebung gar nicht überzeugt.

Die Frage 11, ob sie im Nachhinein nochmal das kommerzielle Rep besuchen würden, beantworteten 80% der Befragten mit Ja.

Dennoch sind 85% der Meinung, dass man die Unireps ausbauen sollte. Nur eine Person sah in dem Bereich gar keinen Handlungsbedarf (Rest: ich weiß nicht).

Die letzte (offizielle) Frage beschäftigte sich damit, was die Unireps besser machen könnten. Wichtig für viele waren Ansprechpersonen bzw. eine individuellere Betreuung und flexiblere Zeiten. Die Rückmeldung an die Lehrenden ist dabei negativ, da vor allem die Didaktikfähigkeit vieler Profs bemängelt wurde und es auf viele so wirkt, als sei die eigene Forschungstätigkeit wichtiger als der Lernerfolg der Studierenden. Außerdem fehlt es an Werbung/Infoabenden für das Unirep.

Zuletzt hatten die Befragten die Möglichkeit noch etwas zur Umfrage/zur Examensvorbereitung zu äußern. Kritisiert wurde hier vor allem der persönliche Umgang der Jurastudierenden untereinander, die sich eher gegenseitig stressen und (Noten-)Druck machen anstatt zu bestärken. Die erste Befragte gab es Kritik an der Umfrage (zu wenig positive Emotionen bei der Emotionenfrage), welche daraufhin von uns in dieser Hinsicht um positive Emotionen in Frage 8 erweitert wurde. Alle anderen (74) hatten also alle Antwortmöglichkeiten zu Verfügung.