Wem gehört die Bib? Orte des Lernens

Was auf den ersten Blick als Randüberlegung erscheinen mag, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen schnell zu einer der großen Frage der Planung und Durchführung der Examensvorbereitung: Der richtige Ort zum Lernen.

Zum einen ist nicht jedes Umfeld gleich gut für die verschiedenen Elemente der Examensvorbereitung geeignet und zum anderen sind die Ressourcen an zur Verfügung stehendem Raum schlicht begrenzt.

Für unsere Lerngruppe war uns relativ schnell klar, dass wir ein belebtes Umfeld bevorzugen, das möglichst wenig juristisch geprägt und sozialisiert ist. Obwohl die Hamburger Jurabibliothek sicherlich zu einer der modernsten auf dem Campus gehört und die Räumlichkeiten architektonisch sehr ansprechend sind, haben uns sechs Jahren Studium schließlich hinaus in die große weite Welt fernab des Rechtshaus’ getrieben. Insbesondere weil die Examensvorbereitung über ein Jahr lang einen relativ großen Teil unserer Woche einnahm, war es uns wichtig diese Zeit immerhin an einem Ort zu verbringen, der nicht nur nach Angstschweiß vieler Generationen Jurastudis und BGH-Muff roch. Unsere kleine Welt nicht nur um das juristische Examen kreisen zu lassen, sondern das Leben in seiner ganzen Vielfalt zu spüren und den eigenen juristischen Diskurs immer wieder zu verlassen, war für uns während der Examensvorbereitung einer unserer zentralen Überlebensstrategie. Dies begann für uns mit der Wahl der Orte, an denen wir uns aufhielten.

Schlussendlich gab es dann noch eine Reihe relativ pragmatischer Überlegungen. Die Erreichbarkeit des Ortes und erschwinglicher, leckerer Kaffee. Unsere Wahl viel auf ein kleines Café in St. Pauli. Durch die geringe Tischanzahl war die Atmosphäre dort im Allgemeinen relativ ruhig. Hier haben wir uns ein Jahr lang vier Tage die Woche immer um 14 Uhr getroffen. Mit der Eigentümerin verbindet uns mittlerweile ein sehr vertrautes Verhältnis und der Ort vermittelt uns eine große Geborgenheit. Einen Raum zu haben, an dem mensch sich willkommen fühlt, der Gelassenheit ausstrahlt und familiär geprägt ist, hat uns die Examensvorbereitung in vielerlei Hinsicht sehr erleichtert.

Eine von uns hat bewusst verzichtet zu Hause einen Schreibtisch einzurichten. Hier hat sie versucht die Examensvorbereitung möglichst weitgehend auszuklammern. Da es manchmal dann aber eben doch bequemer ist, einfach mal im Schlafanzug zu bleiben und sich zu Hause einzumummeln, hat sie sich an solchen Tagen den Küchentisch erobert und sich dann eben dort eingerichtet. Zu wissen, dass spätestens zum Abend aber alle Bücher eingesammelt werden müssen damit dort wieder vernünftig gespeist werden kann, hat ihr darüberhinaus geholfen, nach der Paukerei abschalten zu können und andere Themen in den Kopf zu lassen.

Karteikarten hat sie entweder im Bett oder beim Spazierengehen gelernt. Insbesondere während des Endspurts ist sie viel Fahrrad gefahren, Kreuz und Quer durchs Viertel und hat spontan an interessanten Orten Pause gemacht und ein paar Minuten Karteikarten wiederholt. Die Elemente Ortswechsel und Bewegung waren wichtig, um Ungeduld und Konzentrationslosigkeit während des Lernens ein wenig zu bändigen.

Für die andere von uns war einer der zentralen Lernorte ihr Sofa, wo sie Beiträge las und Karteikarten lernte. Während sie zwar einen großen Schreibtisch besaß, taugte dieser die allermeiste Zeit allerdings lediglich als Ablagefläche.

Für unsere Crash-Kurs-Tage, an denen wir gemeinsam mit anderen Freundinnen in einer großen Lerngruppe Fälle zu einem bestimmten Themengebiet lösten, verabredeten wir uns im Rotationsprinzip jeweils bei einer von uns zu Hause. Die gastgebende Person hat sich außerdem ein Rezept für das Mittagessen überlegt und die nötigen Zutaten organisiert, so dass das gemeinsame Kochen fester Bestandteil unserer Großlerngruppentage war.

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